Kapitel: Gefäßmalformationen assoziiert mit anderen Anomalien
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Update: 2021/01/15
Autor/en: Tinschert, Sigrid | Wohlgemuth, Walter A.
Das CLAPO-Syndrom (CLAPO: Capillary malformation of the lower lip, Lymphatic malformation of the face and neck, Asymmetry of face and limbs, Partial/generalized Overgrowth) ist vor allem durch Lokalisation der Gefäß- und Weichteilgewebeveränderungen im Kopf- und Halsbereich charakterisiert.
Auch das CLAPO-Syndrom gehört zur großen Gruppe des PROS (PIK3CA-related overgrowth spectrum) und beruht auf einem genetischen Mosaik. Ursächlich sind somatische (nur im betroffenen Gewebe vorhandene) autosomal-dominante Funktionsgewinn-Mutationen im Onkogen PIK3CA. Die mutationsbedingte konstitutive Aktivierung von PIK3CA führt zu einer Überaktivierung des PI3K(Phosphatidylinositol-3-Kinase)/AKT/mTOR-Signalwegs und bewirkt verstärktes Zellwachstum und Anti-Apoptose.
Als besonderes Unterscheidungsmerkmal des CLAPO-Syndroms gegenüber anderen partiellen Überwuchssyndromen gelten die kapillären Malformationen (KM) der Unterlippe sowie das relativ symmetrische, beidseitige oder mittige Auftreten der Gefäßmalformationen. Obwohl anfänglich nicht als Hauptmerkmal des CLAPO-Syndroms geltend, gehören auch venöse Malformationen (VM) zu den häufigeren Gefäßveränderungen. Überwiegend liegen kombinierte kapillär-lymphatisch-venöse Malformationen vor, die bereits zur Geburt besonders an der Zungenspitze präsent sein können. Die lymphatischen Malformationen (LM) sind nur bei wenigen Patienten detailliert beschrieben, dann überwiegend als (mikro)zystische LM im oro-fazio-zervikalen Bereich; seltener als Lymphödeme im Bereich der Extremitäten.