Megalenzephalie und kapilläre Malformation

Definition

Charakteristisch sind ein Überwuchs des Gehirns (Megalenzephalie oder Hemimegalenzephalie) mit entsprechender neurologischer Symptomatik in Kombination mit kapillären Malformationen (KM). Die englische Bezeichnung lautet „Megalencephaly capillary malformations“ (MCAP).

Genetische Grundlage

Das MCAP tritt überwiegend sporadisch (nicht familiär) auf. Ursächlich sind aktivierende Mutationen im Onkogen PIK3CA, meist als somatisches Mosaik vorliegend. Es wurden bisher wenige Fälle mit vermutlicher ererbter Mutation beschrieben. Die Mutation bewirkt eine Überaktivierung des PI3K- (Phosphatidylinositol-3-Kinase)/AKT/mTOR-Signalwegs.

Klinisches Erscheinungsbild

Der Überwuchs kann das gesamte Gehirn (Megalenzephalie) betreffen oder regional eine Hirnhälfte (Hemimegalenzephalie) und geht mit Makrozephalie (Kopfumfang > +3 SD) einher. Darüber hinaus findet sich auch ein relativ gering ausgeprägter Überwuchs (Subkutangewebeverdickung) im Sinne einer Hemihyperplasie meist einer unteren Extremität. Bei Geburt liegen Gewicht und Länge meist oberhalb +3 SD.

Kapilläre Malformationen (KM) treten zum einen in Form großflächiger Nävi mit „kleinmaschig“ retikulärem erythematösen Muster (Livedo reticularis oder CMTC) auf; zum anderen als faziale Naevi flammei, insbesondere im Bereich von Philtrum und/oder Lippen.

Neurologische Symptomatik: Muskelhypotonie, psychomotorische Retardierung/geistige Behinderung meist leichten, selten (in ca. 10 %) schweren Grades, Epilepsie.

Weitere strukturelle ZNS-Veränderungen: Neben Megalenzephalie bzw. Hemimegalenzephalie können weitere ZNS-Anomalien wie erweitertes Ventrikelsystem, dilatierte durale venöse Sinus, erweiterte Virchow-Robin-Räume, erhöhte Signalintensitäten der weißen Substanz in der T2-Wichtung, fokale kortikale Dysplasie sowie Polymikrogyrie, Kleinhirntonsillen-Tiefstand, verdicktes Corpus callosum, dilatierte Optikusnervenscheiden sowie Syringomyelie vorhanden sein.

An Händen und Füßen liegen gehäuft Syndaktylien der Zehen, insbesondere 2–3, seltener 3–4 oder 2–4 sowie der Finger 3–4 vor. Außerdem ein vergrößerter Abstand zwischen Großzehen und 2. Zehen (Sandalenlücken, englisch „sandal-gap“) sowie selten eine postaxiale Polydaktylie.

Tumoren: Vor allem umschriebene Fettgewebshyperplasie/Lipomatose/Lipome. Darüber hinaus bei ca. 2–3 % der Patienten Meningeom, Wilms-Tumor, Leukämie, Medulloblastom.

Darüber hinaus: Kardiovaskuläre Fehlbildungen, Arrhythmien.

Therapie

  • Engmaschige Kontrollen (halbjährlich bis zum Alter von 6 Jahren, dann jährlich) hinsichtlich ZNS-Komplikationen
  • Wilms-Tumor-Screening: Nierensonographie vierteljährlich bis zum Alter von 8 Jahren
  • Ggf. zerebraler Shunt, antikonvulsive Einstellung
  • Evtl. Laserbehandlung fazialer Naevi

Komplikationen

  • Komplikationen betreffen vor allem die ZNS-Beteiligung: Erhöhter Hirndruck, Tonsillenherniation. Tumorrisiko, s. o.