Kapitel: Lymphatische Malformationen
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Update: 2021/03/15
Autor/en: Meyer, Lutz
Eine typische Komplikation einer zystischen lymphatischen Malformation (im Folgenden „LM“) im natürlichen Verlauf ist die Superinfektion, meist mit Bakterien. Sie führt zu einer massiven lokalen Entzündung, die schwer konservativ zu behandeln ist und nicht selten zu einer systemischen Infektion führen kann.
Weitere typische Komplikation gerade bei Einbeziehung der Haut durch die LM ist das wiederholte Auftreten von Erysipelen und Lymphangitiden, die bei wiederholtem Auftreten die ohnehin schon gestörte Lymphtransportkapazität einer Extremität weiter verschlechtern kann. Eine frühzeitige Therapie ist hier unbedingt notwendig.
Gerade makrozystische LM können akut einbluten, wahrscheinlich über Kommunikationen mit dem venösen System, das embryologisch nah verwandt ist und immer mit dem Lymphgefäßsystem kommuniziert. Eine akute Einblutung führt zu einer akuten Vergrößerung der Zyste mit schnell zunehmender Raumforderungswirkung. Die Zyste schmerzt dann akut und ist verhärtet. Gerade im Halsbereich kann dies dramatische Konsequenzen auf die oberen Luftwege haben.
Bei Resektionen von Anteilen einer lymphatischen Malformation wird häufig eine Wunddrainage eingelegt. Lymphe tritt aus eröffneten Lymphspalten in die Wunde aus, was unterschiedlich lange dauern kann, manchmal bis zu mehreren Wochen. Nach Entfernung einer Wunddrainage kann es zu einer erneuten Ansammlung von Lymphe im Wundgebiet kommen mit Ausbildung eines Seroms. Dann muss meist eine zweite Drainage eingelegt werden, über die auch sklerosiert werden kann.
Postoperative Wundinfektionen des OP-Gebiets sind möglich und erfordern eine bis zu dreiwöchige antibiotische Therapie.
Die operative Resektion aber auch Sklerosierung (hier vor allem mit Alkohol) und interstitielle Laserbehandlung haben das Risiko einer Verletzung wichtiger Strukturen der Umgebung. Gefährdet sind die verschiedenen Äste des Nervus facialis, der Nervus accessorius, der Plexus cervicalis und brachialis und bei Operationen intrathorakal der Nervus phrenicus.
Bei Operationen am Hals oder intrathorakal kann der Ductus thoracicus oder einer seiner Nebenäste verletzt werden. Dadurch kann es zum gefährlichen Verlust von Chylus nach außen über liegende Drainagen oder zum Chylothorax oder Chylaskos kommen. Die Behandlung dieser Komplikation kann sehr schwierig sein. Man kann versuchen, chirurgisch das Leck zu finden und zu schließen oder thorakoskopisch den Ductus thoracicus zu verschließen oder über Lymphangiographie und radiologisch-interventionelle Punktion der Cysterna chyli die Leckagestelle abzudichten.
Auch vorbehandelte restliche Anteile einer LM können im Rahmen von Virusinfekten oder selteneren hämatogenen bakteriellen Infektionen anschwellen und im ungünstigsten Fall eine Gefährdung der Atemwege verursachen.