Prophylaxe — Wunden und Ulzerationen

  • Kapitel: Wunden und Ulzerationen

    Artikel: 6 von 7

    Update: 2020/01/10

  • Autor/en: Ott, Hagen

Als Grundlage aller weiteren Maßnahmen zur Wundprophylaxe müssen solche Grunderkrankungen vermieden bzw. erkannt und behandelt werden, die als Risikofaktoren für die Entstehung oder die Persistenz von Wunden bekannt sind (z. B. Diabetes mellitus, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Thrombosen).

Die rechtzeitige und ursächliche Behandlung einer chronisch venösen Insuffizienz bei Patienten mit venösen oder arteriovenösen Malformationen durch Behandlung der zugrundliegenden Gefäßanomalie kann in vielen Fällen das Auftreten von Wunden an den unteren Extremitäten verhindern. Auf das Auftreten von Vorzeichen besonders verletzlicher Haut, insbesondere einer weißlichen Hautatrophie, ist zu achten.

Zudem sollten betroffene Patienten zu einer ausgewogenen Ernährung ermutigt werden, um eine Fehlernährung v. a. mit Vitamin-, Eisen und Eiweißmangel zu verhindern. Auch Medikamente, die für eine verzögerte Wundheilung verantwortlich sein können wie z. B. Kortison oder andere Immunsuppressiva sollten in möglichst niedriger Dosierung gegeben oder, sofern möglich, abgesetzt werden.

Insbesondere bei Patienten mit Bewegungseinschränkung z. B. nach einer Operation, oder bei solchen, die eine Druckbelastung der Haut und darunter liegender Weichteilstrukturen nicht wahrnehmen können, müssen Maßnahmen zur Druckentlastung betroffener Areale getroffen werden (Dekubitusprophylaxe).

Eine weitere, entscheidende Präventionsmaßnahme stellt die stadiengerechte Hautpflege dar. So wird durch die rückfettende Basistherapie mit wirkstoff-freien Lotionen, Cremes oder Salben eine Hauttrockenheit verhindert, die zur Entstehung nicht bakterieller Entzündungen (Ekzemen) beitragen kann. Ohne eine entsprechende Basispflege trockener und/oder ekzematöser Hautareale können v. a. durch häufiges Kratzen Hautverletzungen entstehen, die eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen begünstigen. Diese Infektionen müssen frühzeitig erkannt und umgehend behandelt werden, um die Entstehung größerer Hautdefekte zu vermeiden. Hierzu trägt ebenfalls die Versorgung bereits vorhandener Wunden unter streng sterilen Kautelen bei.

Bei Patienten mit kombinierten oder ausschließlichen lymphatischen Malformationen ist eine interdisziplinäre Betreuung zur Prophylaxe der Wundentstehung besonders relevant. So sollte in dieser Patientengruppe durch u. a. Physiotherapie, Ergotherapie, Lymphdrainage und Kompressionstherapie versucht werden, die Entstehung von Funktionseinschränkungen und von Immobilität zu verhindern. Auch die Hauthygiene oder je nach Lokalisation Mundhygiene bei Patienten mit lymphatischen Malformationen kann helfen, Wundinfektionen wie z. B. Erysipele („Wundrosen“) zu vermeiden. In dieser Patientengruppe ist auch die konsequente und frühzeitige Behandlung bakterieller Hautinfektionen von großer Bedeutung, insbesondere im Bereich von Lymphvesikeln an der Hautoberfläche. Bei einigen Patienten wird nach rezidivierenden Infektionen und Erysipelen sogar eine antibiotische Prophylaxe erforderlich.