Klippel-Trénaunay-Syndrom

Definition

Das Klippel-Trénaunay-Syndrom (KTS) ist charakterisiert durch die Kombination von kapillären, venösen und lymphatischen Malformationen (letztere vorwiegend als Lymphödem, seltener mikro- oder makrozystisch) mit einem ipsilateralen umschriebenen Überwuchs meist einer unteren Extremität. Häufig wird diese Syndrombezeichnung leider sehr unscharf für alle möglichen anderen Kombinationen aus Gefäßfehlbildungen und umschriebenem Großwuchs verwandt. Bei Unsicherheiten in der Zuordnung sollten dann besser die bei dem Patienten vorliegenden genauen Fehlbildungen beschrieben werden (z. B. kombinierte kapillär-venöse Malformation mit Extremitätenhyperplasie).

Genetische Grundlagen

Das Klippel-Trénaunay-Syndrom tritt sporadisch (nicht familiär) auf. Es beruht auf einem genetischen Mosaik. Zumindest bei einem Teil der Patienten wurden somatische (nur im betroffenen Gewebe vorhandene) Funktionsgewinn-Mutationen im Onkogen PIK3CA, das die katalytische Alpha-Untereinheit der Phosphatidylinisitol 3-Kinase (PI3K) kodiert, nachgewiesen. PI3K-Aktivierung bewirkt eine Überaktivierung des PI3K- (Phosphatidylinositol-3- Kinase-)/AKT/mTOR-Signalwegs (mit den Folgen eines verstärkten Zellwachstums und Anti-Apoptose). Darüber hinaus wurden Sequenzvarianten des Gens AGGF1, das für einen angiogenen Faktor kodiert, als prädisponierender Faktor identifiziert.

Klinisches Erscheinungsbild

Der regionale Überwuchs, besonders von Fettgewebe und Knochen, betrifft meist eine Extremität oder Teile davon. Die Beine sind wesentlich häufiger betroffen als die Arme. Beidseitiges Auftreten in ca. 15 %.

Die kapillären Malformationen (KM) treten an der Haut als Naevi flammei in Erscheinung. Diese sind hellrot bis dunkelviolett gefärbt, von sehr variabler Größe und unregelmäßig konturiert.

Die venösen Malformationen (VM) zeigen sich oft als varizenähnliche, tubuläre subkutane Venenkonvolute. Charakteristisch hierfür ist eine atypische, an der Beinaußenseite lokalisierte „Marginalvene“ (infolge Persistenz der embryonalen V. marginalis fibularis), die oft kombiniert ist mit Hypo- oder Aplasie des tiefen Leitvenensystems der betroffenen Extremität.

Die lymphatische Malformation (LM) äußert sich überwiegend als umschriebenes Lymphödem der betroffenen Extremität. Auch umschriebene mikro- und/oder makrozystische lymphatische Malformationen treten auf. Ein ganz typisches Erscheinungsbild beim KTS ist eine großflächige, lateral an der Extremität gelegene kombinierte kapillär-venolymphatische Malformation mit multiplen darauf rasenartig entstehenden, stippchenförmigen Lymphvesikeln. Aus diesen Lymphvesikeln kann (auch blutig tingierte) Lymphe auslaufen.

Therapie

  • Multidisziplinäre Betreuung
  • Lymphödembehandlung (KPE= komplexe physikalische Entstauungstherapie)
  • Ggf. perkutane Sklerosierung, endovenöse Laser- oder Radiofrequenztherapie oder Ligatur der Marginalvene, Varizen und anderen venösen oder lymphatischen Malformationen
  • Orthopädische Korrekturen
  • Ggf. Thromboseprophylaxe besonders in Risikosituationen (z. B. Heparin, DOAK als off-label use)

Komplikationen

  • Erhöhte Thrombosegefahr
  • Rezidivierende schmerzhafte Thrombophlebitiden
  • Plötzliche Blutungen bei venösen Malformationen
  • Chronisch venöse Insuffizienz
  • Chronisches Lymphödem
  • Lymphorrhoe
  • Beinlängendifferenz